Audioeinführung zu "Mit anderen Augen"

Shownotes

Mit anderen Augen ist eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den blinden Alarm bis zur Liebe auf den ersten Blick ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Häufig werden Erkenntnis und Rationalität mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Irrationalität hingegen mit Bildern der Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist vielen von uns vollkommen unbekannt, wir sprechen selten bis nie darüber, auch, weil wir nicht betroffen sind – oder Angst davor haben.

Und so ist unser Leben auf das Sehen aufgebaut. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird. In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen? Diesen und anderen Fragen geht Mit anderen Augen nach.

In diesem musikalischen Abend lenken Texte von blinden und sehbehinderten Menschen und die Lyrics der live gesungenen Songs unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Mit anderen Augen spürt mit musikalischen und akustischen Mitteln dem Sehen und Nichtsehen nach und schafft sinnlichemotionale Erfahrungen. Die acht Spielerinnen und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Die Inszenierung unternimmt den Versuch, die Aufführung auch für nicht sehende Zuschauerinnen erfahrbar zu machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription. Mehr als sehenswert!

MIT ANDEREN AUGEN EIN MUSIKALISCHER ABEND ÜBER DAS SEHEN von Selen Kara und Torsten Kindermann Regie: Selen Kara Musikalische Leitung: Torsten Kindermann Mit: Volker Kamp, Torsten Kindermann, Michael Lippold, Karin Moog, Anne Rietmeijer, Jörg Siebenhaar, Romy Vreden, Jan-Sebastian Weichsel

Premiere: 12.02.2022

Kommentare (1)

Rosemarky

Es war solch ein wunderbarer Abend. Vielen Dank! Mit zehn Jahren konnte ich plötzlich die Zahlen an der Tafel nicht mehr lesen. Meine Mutter hatte mir stets das Lesen im Dämmerlicht verboten. Die Drohung: "Dann wirst Du eine Brillenschlange!" Vor lauter Angst sagte ich der Lehrerin nichts. Im folgenden Jahr kassierte ich eine Fünf nach der anderen im Rechnen und bekam vor jeder Klassenarbeit Magenschmerzen. Gut, ich bin nicht blind, aber seit der Zeit kann ich mir ein bisschen vorstellen, wie es ist, gar nichts zu sehen. Dieser Abend war so positiv, so großartig, wir würden gerne noch einmal kommen.

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