Audioeinführung zu "Der gefesselte Prometheus"

Shownotes

Zu Ehren von Zeus, dem obersten aller griechischen Götter im Olymp, wird in Athen ein gewaltiger Tempel gebaut. Zur gleichen Zeit – um 500 vor unserer Zeitrechnung – schreibt der antike Tragödiendichter Aischylos ein Drama, das den Kult um genau diesen Machthaber infrage stellt. Eine Herrscherkritik, ausgehend von Prometheus, der selbst einmal Teil des mächtigen Göttergeschlechts der Titanen war.

Der Konflikt der ehemals Verbündeten entsteht, als Prometheus den Menschen nicht nur die blinde Hoffnung schenkt, sondern den Göttern das Feuer stiehlt, um es gegen Zeus’ Willen den Menschen zu übergeben. So gewinnen die „Sterblinge“ Wissen und Macht, also Autonomie. Dem Alleinherrscher Zeus missfällt dieser Akt der Ermächtigung: Seine grausame Strafe, die Prometheus erleiden muss, wird zu einem Kampf zwischen ihm und dem Tyrannen und zu einem Mitleid erregenden Schauspiel: Ewig wird Prometheus über einem Abgrund an einen Felsen im Kaukasus gekettet sein, unbeweglich, der sengenden Sonne und dem nächtlichen Frost ausgesetzt. Prometheus, der „Vorbedenker“, wiederum demonstriert seine Macht durch Schweigen: Er hält sein Wissen über Zeus‘ künftiges Schicksal und das Ende seiner Willkürherrschaft zurück, bis dieser ihn befreit. Und wenn es Jahrtausende dauert.

Im gefesselten Prometheus kommen die Kraft der Überzeugung, die Freiheit des Willens und die Notwendigkeit des Schicksals zusammen. Ohne jeden Zweifel steht Prometheus für seine Liebe zu den Menschen ein, lässt sich von keiner Staatsgewalt beirren, sich nicht von Opportunisten überreden, weicht keiner Zeus’schen Drohung aus und erduldet sein Schicksal (nahezu) klaglos. Was ist es, was Prometheus antreibt? Dieser Frage geht die Regisseurin Anna Stiepani in ihrer Inszenierung dieses vielschichtigen, aufrüttelnden und beeindruckend schönen Textes nach.

DER GEFESSELTE PROMETHEUS von Aischylos Regie: Anna Stiepani Mit: Jele Brückner, Konstantin Bühler, Dominik Dos-Reis, Marius Huth, Bernd Rademacher, Lukas von der Lühe

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.