Audioeinführung zu "Don Juan. Am Ende aller Tage"
Shownotes
Don Juan ist ein adliger Verführer und maßloser Grenzgänger. Er setzt sich über veraltete Normen hinweg, betont stets die Freiheit des Einzelnen und die Vernunft als Leitprinzip. Gleichzeitig wird er von einem inneren Ungleichgewicht und impulsiven Leidenschaften getrieben, ohne Rücksicht auf die Grenzen anderer. Wohin führt das übermäßige Streben nach individuellem Vorteil ohne Berücksichtigung der Gemeinschaft? Der polnische Regisseur Mateusz Staniak verwebt diese klassische Vorlage von Molière aus dem Jahr 1655 mit Elementen der Clubkultur.
Die Party ist vorbei, in der Dunkelheit einer Afterhour-Location entsteht eine elektrisierte Endzeit-Stimmung. Getrieben vom Ehrgeiz eines Eroberers eilt Don Juan von einem Erfolg in der Liebe zum nächsten. Er schreckt nicht vor der Rache der Verwandten derjenigen, die er grundlos verlassen oder getötet hat, zurück – auch nicht vor dem Fluch seines Vaters. Seine Begleiterin Sganarelle verfolgt begeistert und zugleich besorgt diese Abenteuer. Doch letztendlich scheinen alle Figuren nur um sich selbst zu kreisen. Beseelt von der Überzeugung, dass ihr eigenes Streben nach Glück das Einzige ist, was zählt, durchstreifen sie die Trümmer ihres Daseins.
Am Ende wird Don Juan von einem Racheengel heimgesucht und in die Hölle gezogen – an die er gar nicht glaubt. Mateusz Staniak, der sich mit der Inszenierung Wer hat meinen Vater umgebracht? 2021 dem Bochumer Publikum vorstellte, bringt Don Juans Suchbewegung mit dem Zustand unserer Welt in Verbindung: in der lustvollen, auch selbstzerstörerischen Bejahung des Heute – und den Fragen nach dem Morgen.
Don Juan. Am Ende aller Tage / nach Molière / unter Verwendung der Übersetzung von Benno Besson und Heiner Müller / Regie: Mateusz Staniak / Mit: Danai Chatzipetrou, George Dhauw, Dominik Dos-Reis, Victor IJdens, Michael Lippold / Premiere: 01.12.2023
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